Nach fast zwanzigjähriger Arbeitszeit und mehr als 4.000 Seiten haben Forscherinnen und Forscher den Synagogen-Gedenkband Bayern fertiggestellt. Unter dem Titel "Mehr als Steine" stellt das Werk die Geschichte der mehr als 200 jüdischen Gemeinden und ihrer Synagogen dar, die es um 1933 auf dem Gebiet des Freistaats Bayern gegeben hat.
So würdigt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken, Dr. Josef Schuster, den abschließenden Teil als "Schluss-Stein eines wertvollen Schatzes". "Denn die Synagogen-Gedenkbände Bayern, deren letzter Band jetzt fertig gestellt ist, bieten mit ihrer Fülle an Informationen wirklich einen Schatz.".
Weil pandemiebedingt keine öffentliche Präsentation stattfinden konnte, stellt nun ein Film den letzten Teil mit den jüdischen Gemeinden im östlichen Unterfranken vor.
Mit der Veröffentlichung des vierten und fünften Teilbandes der bayerischen Synagogen-Gedenkbände im April 2021 wird das langjährige Projekt abgeschlossen sein. Die jüngsten Teilbände dokumentieren das jüdische Leben in den Landkreisen Kitzingen, Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Haßberge, Bad Kissingen und in der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Es handelt sich um 65 Ortsartikel. Wie bisher werden auch diese Bücher vom Kunstverlag Josef Fink aus Lindenberg publiziert.
Unser Projekt „Synagogen-Gedenkband Bayern“ erforscht seit 2002 die Geschichte sämtlicher jüdischer Gemeinden mit ihren Einrichtungen (z. B. Synagogen, Friedhöfe, Schulen, Ritualbäder), die um das Jahr 1930 auf dem Gebiet des Freistaats Bayern existierten.
Neben historischen, architektur- und kunstgeschichtlichen Fragestellungen stellt der Synagogen-Gedenkband auch vor, in welcher Weise seit 1945 des jüdischen Erbes vor Ort gedacht wird. Das Projekt ist interdisziplinär angelegt und hat eine über die einzelnen Regierungsbezirke in Bayern weit hinausgehende Bedeutung.
Die Projektleitung liegt in den Händen von Prof. Dr. Wolfgang Kraus (Bibelwissenschaft), Prof. Dr. Hans-Christoph Dittscheid (Kunstgeschichte) und Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff (Kirchengeschichte). >> Das Team
Die Hauptlast der Finanzierung wird getragen von der Evang.-Luth. Kirche in Bayern und dem Kultusministerium des Freistaates Bayern. >> Die Förderer
Teilband 1 mit 50 Synagogen (560 Seiten) konnte im September 2007 im Beisein des damaligen stellvertretenden Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern, Herrn Dr. Günther Beckstein, des Landesbischofs der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, Herrn Dr. Johannes Friedrich, und des Präsidenten des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, Herrn Dr. Josef Schuster, der Öffentlichkeit präsentiert werden. Er umfasst die Gemeinden auf den Gebieten sämtlicher bayerischer Regierungsbezirke außer Mittel- und Unterfranken.
Teilband 2 mit 45 Synagogen (812 Seiten) aus dem Regierungsbezirk Mittelfranken wurde im März 2010 im Beisein des bayerischen Staatsministers des Innern, Herrn Joachim Herrmann und des Regionalbischofs für den Kirchenkreis Nürnberg, Dr. Stefan Ark Nitsche in Erlangen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der dritte Teilband des Synagogen-Gedenkbands Bayern dokumentiert die 47 Synagogenorte, die um 1930 im Gebiet der heutigen Landkreise Aschaffenburg, Main-Spessart, Miltenberg und Würzburg sowie in den beiden kreisfreien Städten Aschaffenburg und Würzburg bestanden. Er wurde 2015 vorgestellt.
Die einzelnen Ortsartikel sind von Kirchenhistoriker*innen sowie Architektur- und Kunsthistoriker*innen verfasst worden. Für die letzten Teilbände gehörten dem Team der Autor*innen an: Dr. Cornelia Berger-Dittscheid, Dr. Gerhard Gronauer, Dipl.-Ing. Hans-Christof Haas, Pfarrer Hans Schlumberger und Dr. Axel Töllner.
Der vierte und fünfte Teilband kann ab April 2021 über den Buchhandel bezogen werden oder über info[at]synagogenprojekt[punkt]de bestellt werden.
Das Taharahaus auf dem jüdischen Friedhof in Kleinbardorf (Landkreis Rhön-Grabfeld)
Die ehemalige Synagoge in Niederwerrn (Landkreis Schweinfurt)
Fotos: Gerhard Gronauer